Leseprobe

 

 

 

»Blechschaden«

 

 

Ilke Müller

 

 

 

Die junge Prokuristin Doris Westermann ist stets bedacht ihr Berufs- und Privatleben sorgfältig voneinander zu trennen. Doch dann befördert sie einen Angestellten und alles gerät fortan außer Kontrolle und wirbelt ihr Leben gehörig durcheinander, was sie von einem Desaster ins andere führt. Dunkle Geheimnisse und peinliche Zufälle sorgen dabei für eine Menge Turbulenzen.

 

 

 

Eine Geschichte voller Hinterlist und sprühendem Witz.

 

 

 

Die Kleiderfabrik und das dazugehörige Verkaufshaus Herrenberg, zählte zu einem Prunkstück im Industriegebiet der Verbandsgemeinde Hochingen. Die Firma bot für rund 200 Menschen Arbeitsplätze und gehörte somit zu dem größten Arbeitgeber, neben den anderen umliegenden Firmen, einer kleinen Schreinerei, einem kleinen Bauhaus und einem Supermarkt. Dabei gab es damals einen Riesen Aufschrei, als ein Fremder, Peter Herrenberg, den Zuschlag bekam, dieses alte Flachdachgebäude mit einem beträchtlichen Grundstück zu kaufen. Niemand kannte diesen Fremden und keiner vermochte zu sagen, wie sein Vorleben aussah. Auch durch den Spottpreis gerieten die Stadtväter in Erklärungsnot und konnten ihr Handeln nur mit den hohen Kosten begründen, die ein Abriss mit sich geführt hätte.

 

Peter Herrenberg führte größtenteils selber die Geschäfte und holte sich vor fünf Jahren Verstärkung ins Haus. Doris Westermann, der er die Prokura überließ, obwohl sie nicht alle Ansichten ihres Chefs teilte.

 

Herrenberg gehörte den erzkonservativen Zeitgenossen an. Ein Mann um die 50ig, der sich von selbstauferlegten Prinzipien leiten ließ. Ganz . Ganz oben auf, gehörte er zu den Verfechtern der Vetternwirtschaft. Bei ihm stand Leistung an oberster Stelle. Empfehlungen, die von Mitarbeitern ausgesprochen wurden, prüfte er genauestens auf Herz und Nieren, wobei er äußerst skeptisch handelte und kaum jemanden, der schon einen Familienangehörigen in der Firma hatte, eine Chance gab. So glaubte er, sogenannte faule Eier im Vorneherein zu vermeiden. Ebenso duldete er auch keine Techtelmechtel innerhalb der Firma, wodurch sich Mitarbeiter Vorteile beim Führungspersonal erschleichen konnten, oder schlimmer noch, dass Führungspersonal niedrige Angestellte als Sexsklaven hielten, oder dass umgekehrt niedrige Angestellte sich mit unmoralischen Angeboten einen Vorteil erschleichen konnten. Herrenberg war regelrecht davon besessen seine Firma vor dem sittlichen Verfall zu bewahren, was er mit aller Strenge durchsetzte und konsequent ahndete.

 

In der Tat besaß Doris Westermann alle Fähigkeiten, die eine Prokuristin benötigte. Mit ihren erst 32 Jahren verfügte sie schon über sehr große Erfahrungen, was die Firmenführung betraf, die sie im elterlichen Betrieb gesammelt hatte, gepaart mit außerordentlichem Ehrgeiz und nur Augen für ihre Karriere. Hübsch und klug gleichermaßen. Mit ihrem sicheren und seriösen Auftreten, unterstrichen mit ihrer Attraktivität, zog sie stets die Aufmerksamkeit auf ihre Person.

 

Zurzeit lag Walter Larsen Doris zu Füßen. Lang ausgestreckt unter ihrem Schreibtisch kämpfte er sich durch ein Kabelmeer ihres neuen Computers.

 

Eigentlich gehörte die Montage von Computeranlagen gar nicht in Walters Aufgabenbereich. Als Buchhalter wurde er ursprünglich vor fünf Jahren bei Herrenberg eingestellt. Dieser neue Aufgabenbereich wurde ihm zugetragen, als er eines Tages ein Buchhaltungsprogramm umschrieb, was er als viel zu kompliziert betrachtete. .....

 

Walter musste schmunzeln, als Doris plötzlich mit einem Fuß wippte, als würde sie einer Melodie folgen. Ihm fiel das Gespräch mit seinem Kollegen Bernd Prassel ein, das erst eine halbe Stunde zurück lag.

 

Bei Prassel tauchte jeden Montagmorgen dasselbe Problem auf. Sein Drucker funktionierte nicht. Ohne überhaupt auf eine Anweisung zu warten, marschierte Walter jeden Montag erst einmal zu Prassel ins Büro. Als Büro konnte man die 9qm großen Räume gar nicht bezeichnen. Sie glichen mehr Isolierzellen und genau das sollten sie auch bewirken. Für Herrenberg ein sicheres System, damit niemand von seiner Arbeit abgelenkt wurde.

  Ungeduldig saß Prassel mit seinen Fingern trommelnd an seinem Schreibtisch und wartete. »Da bist du ja endlich«, entgegnete er nervös als Walter endlich eintraf, »es ist das übliche Problem.«

  »Guten Morgen erst einmal«, gab Walter zurück und verdeutlichte ihm so seine Unhöflichkeit. Selbst Doris Westermann nahm sich diese Zeit.

 »Entschuldige«, bereute er gleich und blickte nervös auf seine Uhr, »ich steh‘ etwas unter Zeitdruck, ich muss einen dringenden Bericht ausdrucken und persönlich abliefern«. Sofort räumte Prassel seinen Platz und überließ ihn Walter. Nervös wanderte er zur Tür, die wie immer offen stand, weil er unter Platzangst litt und spähte kurz auf den Gang.

  Walter ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und redete behutsam auf den Rechner ein, als sei er ein Patient, doch trotz aller Gelassenheit, warf er einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr.

  »Stehst du auch unter Druck?«, stellte Prassel ihm eine Frage.

  »Ja«, stöhnte Walter leise, und scherte sich wenig um seinen kleinen Zeitverzug, »die Westermann wartet auf mich, ich darf gleich unter ihren Schreibtisch krabbeln und den neuen PC installieren.«

 Bei dem Namen Westermann fiel Prassel in Schwärmerei. »Ohh, diese Westermann«, stieß er lustvoll aus und fiel in einen fast Rausch ähnlichen Zustand, »was für eine Frau, die macht mich verrückt, wenn ich in ihre Nähe komme und mit dieser Westermann würde ich auch ganz gerne mal...«

  »Ich kann sie nicht leiden«, warf Walter dazwischen.

  »Mit dieser Meinung stehst du aber ziemlich alleine da.«

  »Sie ist ein Eisberg. Kühl und unnahbar. Sie setzt ihren Charme ganz gezielt ein und das macht sie gefährlich.« Walter lehnte sich zurück und sah zu Prassel auf. »Ist dir eigentlich klar, dass sie mit uns allen machen kann, was sie will?«

  Prassel zuckte bloß mit seinen Schultern.

  »Sie kann befördern wen sie möchte, rausschmeißen wen sie möchte. Sie kann alles tun was ihr gerade in den Sinn kommt, manchmal frage ich mich, warum unser Chef überhaupt jeden Morgen hier herkommt – Westermann regelt doch alles, eigentlich bräuchten wir nicht einmal Abteilungsleiter für die einzelnen Bereiche.«

  »Mich hat sie zum Chefbuchhalter befördert«, protzte Prassel und tippte sich triumphierend auf seine Brust.

  »Ja«, konterte Walter abfällig, weil er sich immer noch ärgerte, dass Doris Prassel bevorzugte und nicht ihn, »weil du ihr nach der Nase redest, und, hast du deswegen mehr zu sagen?«

  Prassel verzog gleichgültig sein Gesicht. »Ist doch egal, Hauptsache, die Kohle stimmt, mach‘s doch genauso«, riet er, »gleich hast du die beste Gelegenheit.« Ein Grinsen zog sich bei Prassel übers Gesicht, weil er einen abtrünnigen Gedanken führte. »Vielleicht kriegst du den Eisberg ja zum Schmelzen.«

  »Dazu bräuchte ich eine Starkstrom betriebene Heizdecke.« Walter unterbrach seine Arbeit. »Kannst du dir wirklich vorstellen, dass hinter Westermanns zugeknöpftem Outfit ein Herz schlagen soll, das nach sexuellem Verlangen schreit?«

  Überzeugt ballte Prassel seine Hände, als würde er etwas umfassen und stieß ruckartig sein Becken vor. »Und ob ich das kann«, hauchte er lustvoll vor Erregung, »und wenn ich gleich unter ihrem Schreibtisch läge«, sinnierte er weiter und malte sich die schmutzigsten Gedanken aus, »und sie auf ihrem Stuhl säße, würde ich ihre Fesseln streicheln, mich langsam an ihren Schenkeln unter dem Rock hocharbeiten – sie würde nur so dahinfließen. Glaub mir, in dieser Frau brodelt ein Vulkan, der nur darauf wartet, ausbrechen zu dürfen.« Prassel redete überschwänglich weiter und fiel richtig in Trance, wobei er sich mit jedem Wort berauschte und an seine Genitalien griff. »Ich würde ihr meinen Hammer zeigen und sie könnte vor Erregung nicht mehr aufhören zu zittern, sie würde mich auf den Schreibtisch zerren...« Prassel stockte plötzlich. Schritte waren zu hören.

 

Bei Doris im Büro

 

 »Ich bringe Ihnen den Bericht«, sagte Prassel mit unterwürfiger Stimme. Behutsam legte er die Unterlagen auf den Tisch und schob sie Doris zu.

  Walter blieb ganz ruhig und schenkte seinem Kollegen keine Beachtung, tat so, als sei er gar nicht anwesend.

  »Danke«, sagte Doris kühl und nahm die Unterlagen auf. Flüchtig überflog sie die Zeilen.

  »Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten«, schob Prassel gleich in geduckter Haltung eine Entschuldigung nach, um seine Ergebenheit zu unterstreichen, »wenn das dann alles wäre«, sagte er und wollte schnell die Flucht nach hinten antreten.

  Erwartungsvoll blickte Doris ihren Angestellten an und lehnte sich auf ihren Schreibtisch. »Wollten Sie mir nicht noch etwas zeigen?«

  »Nein«, antwortete Prassel perplex, »Sie wollten nur den Bericht.«

  »War eben nicht – von einem Hammer die Rede?«

  Vor Schreck rammte Walter den Schraubendreher in seine Hand und schürfte sich einen Hautlappen in der Handinnenfläche ab. Zum Glück blutete es nicht, aber dennoch schmerzte es. Um einen Schmerzausruf zu verhindern, biss er auf seine Lippen.

  »Ha..Ha..Ha..Hammer?«, stotterte Prassel unterdessen und musste hart schlucken.

 

Gespräch mit Walter

 

Unbeirrt dessen wanderte Doris um ihren Schreibtisch herum und bat ihren Angestellten mit einladender Gestik ins Nebenzimmer. Ein schalldichter Raum, der eigens dafür eingerichtet wurde, persönliche und vertrauliche Gespräche zu führen. Erst vor einem halben Jahr saß Walter hier und wurde von Doris gemaßregelt und verwarnt, was seine berufliche Veränderung mit sich zog. Sein Chef, Herr Peis, lehnte es ab, ihn weiterhin zu beschäftigen, weil er mehrmals Kritik an ihm äußerte, und er so nur noch im Computerbereich Verwendung fand. Jetzt war wohl der Zeitpunkt gekommen, wo man ihm gänzlich den Todesstoß versetzen wollte. Vor wenigen Wochen wurde nämlich heftig diskutiert, wer die Informatikarbeiten künftig übernehmen sollte, wobei man eine Fremdfirma in Betracht zog, die dann auch die veralteten Maschinen und Gerätschaften digital umstellen sollten.

  »Für uns war das nun ein Rechenexempel, ob wir das selber durchführen oder eine Fremdfirma beauftragen.«

 Eine Pause folgte, die in Walter erneut Magenkrämpfe auslöste. Rechenexempel, kreiste es durch seinen Kopf. Warum sagte sie nicht gleich, dass er raus war und sie lieber eine Fremdfirma ins Haus holten? Sicher, das war allemal günstiger, aber ob besser, stellte Walter jedoch in Frage. Aber wen interessierte das?

  Doris redete weiter, doch Walter nahm ihre Worte nur noch wie durch einen Nebelschwall wahr, war in Gedanken schon im Jobcenter. Plötzlich herrschte Totenstille. Im Unterbewusstsein vernahm Walter, wie seine Vorgesetzte ihm einen Kugelschreiber reichte.

  »Ich bräuchte nur noch eine Unterschrift von Ihnen.«

  Ohne Gegenwehr nahm Walter den Kuli entgegen, aber bevor er unterschrieb, überflog er das Schreiben kurz und blieb am Kopf der Unterlage hängen. Dort stand in deutlichen Lettern,

          “ Vertrag “

  Entgeistert starrte Walter seine Chefin an und tippte auf das Schriftstück.

  Fragend blickte Doris zurück. »Stimmt was nicht?«

  »Ich dachte, Sie wollten mich raus werfen.«

   Stutzend warf Doris ihre Stirn in Falten. »Wie kommen Sie denn darauf? Haben Sie mir nicht zugehört?« .....

 

 »Das kann ich nicht«, stieß Walter spontan aus. Bei aller Liebe zu diesem Job, aber als Führungskraft, das konnte er nicht bewältigen, dafür fehlten ihm alle Voraussetzungen.

  »Wenn Sie nicht arbeitslos werden wollen, müssen Sie«, gab Doris ihm unmissverständlich zu verstehen, »in Ihren alten Job können Sie nicht zurück.« ....

 

Entrückt warf Walter sein Kinn in Falten. Dieses Glück, welches ihm heute hold sein sollte, konnte er kaum verarbeiten. Vor lauter Freude war sein Körper erstarrt; auch konnte er kein Wort über seine Lippen bringen.

 

Diese Unentschlossenheit löste bei Doris Ungeduld aus. Sie schob die Akte ihrem Angestellten näher unter die Nase und tippte mit ihrem Finger auf die Unterschriftenstelle. »Dahin«, sagte sie im Befehlston und sah ihn scharf an, weil er immer noch unschlüssig mit seinem Kopf hin und her wankte, »oder muss Sie der Eisberg erst auf den Tisch zerren?«

  Vor Schreck fiel Walter das Schreibgerät aus der Hand. Geschickt schnappte Doris nach dem Kugelschreiber und reichte ihn Walter erneut. Wieder tippte sie auf die Unterschriftenstelle und duldete mit ihrem nachdrücklichen Blick keine Widerworte.

 

Walter sucht sich eine Wohnung

 

Stolz wanderte Walter durch die leere Wohnung und zeigte seiner Mutter Maria die Räumlichkeiten.

 

Mit ihren Mitte fünfzig verkörperte Maria mehr den mütterlichen Typ. Ihr Haar lag glatt herunter, ohne jeden Pepp. Sie konnte den Gedanken gar nicht ertragen, dass ihr Sohn auszog. Seit dem Tod ihres Mannes war er der einzige Mann in ihrem Leben, der sie, wie sie immer so schön behauptete, beschützte. Dabei bedurfte Maria keines Schutzes. In Wahrheit beschützte sie ihren Sohn, achtete streng darauf, dass kein weibliches Wesen ihm zu nahe kam. Bewachte und behütete ihn wie einen Schatz und verhätschelte ihn wie einen Schoßhund.

 

 Für Walter war es einer dieser typischen Montage. Nur mit Mühe konnte er seinem Bett entfliehen und gerade noch zeitig das Haus verlassen. Der sonnige Morgen lud zu viel schöneren Dingen ein, als den Tag mit Arbeiten zu verschwenden. Als er die Haustür abschloss, hörte er, dass sich im Nachbarhaus auch etwas rührte, das bis gestern noch verwaist schien. Freudig, endlich seine Nachbarn kennen zu lernen, trat Walter auf den Weg und beobachtete eine gut gekleidete Frau vor dem Eingang, die gerade die Tür abschloss. »Guten Morgen!«, rief er ihr freundlich zu.

  Erschrocken drehte sich die Frau hastig herum und starrte ihn an. Er starrte zurück. Reglos wie Steine, stumm wie Fische standen sich zwei vertraute Gesichter gegenüber.

  Doris fand zuerst ihre Fassung wieder. Zögerlich trat sie auch auf den Weg. »Guten Morgen«, erwiderte sie mit Verwirrung. Ihre Stimme klang heiser und scheu. Verlegen, mit einem Räuspern unterlegt, warf sie einen nachdenklichen Blick auf Walters Haustür und war um schnelle Auf-klärung bestrebt, wer und was in ihrer Nähe sein Unheil trieb. »Wohnen Sie jetzt dort?«

  Von einer schlechten Vorahnung befallen nickte Walter lahm. »Ja, ich habe das Haus gemietet.«

  »Oh, dann sind wir ja jetzt Nachbarn.« .....

 

In der ersten Woche schon musste Walter feststellen, dass Doris ein sehr unspektakuläres Leben führte. Sie bekam keinen Besuch und man hörte nichts von ihr. Lediglich begegnete er ihr morgens auf dem Weg, wenn sie zu ihren Parkplätzen schritten. Es kam aber nie zu einem Plausch. Doris ließ maximal ein höfliches »Guten Morgen« verlauten, zeigte privat dasselbe eisige Verhalten, wie in der Firma. Er hingegen sorgte schon in der ersten Woche für ein peinliches Aufeinandertreffen.

 

Am Freitagmorgen las Doris ihre Tageszeitung mit ihrem üblichen gereizten Stöhnen vor ihrer Tür auf, nachdem der Zeitungsjunge sie mit Wucht gegen die Haustür geschleudert hatte. Wie sie es hasste, die Zeitung in Einzelteilen aufzuheben. Dann erblickte sie gegenüber bei ihrem Nachbarn einen jungen Mann.

 

»Ciao, Liebling«, rief er zur offenen Haustür und kurz darauf trat Walter in der Unterhose bekleidet vor die Tür und bückte sich nach der Zeitung und rief ebenfalls: »Ciao«, hinterher. .....

 

Begegnung im Bowlingcenter

 

 »Hei Doris!«, ertönte Bettinas Stimme, die durch den Rückspiegel Sichtkontakt zu ihr aufnahm, worauf Doris nur mit einem kurzen »Hallo« antwortete und dem jungen Mann neben ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte, der ihr gleich die Hand reichte, als sie endlich ordentlich auf der Rückbank saß, der sie ebenfalls interessiert anschaute.

  »Rüdiger Wenders«, verriet er dann seinen Namen mit wohlklingender Stimme, wie bei einer Kaufhausansage.

  Doris hielt überwältigt für einen Moment den Atem an, als sie in seine strahlend blauen Augen schaute, der mit seiner stabilen und großen Statur, ziemlich eingepfercht im Sitz saß und mit seinen breiten Schultern fast die halbe Rückscheibe verdeckte. Seine langen blonden Haare, die durch einen Mittelscheitel auseinandergetrieben wurden, lagen auf seinen Schultern. Seine Gestalt ähnelte einer der berühmten Wikingerfiguren. Groß und stattlich, nur die smartere Ausführung. Sein Alter schätzte sie auf 30, womit sie genau richtig lag. Doris‘ Blicke klebten an ihm. Sie merkte nicht einmal, wie Bettina den Wagen etwas ruppig anfuhr, sie hatte nur Augen für Rüdiger, dessen Hand sie immer noch hielt. Erst nach einem verlegenen leisen Räuspern konnte Doris ihren Namen nennen. .......

 

Allerdings fing Rüdiger an sie heftig zu umgarnen und suchte ihre Nähe, so dass man schon annehmen konnte, zwischen den Beiden liefe etwas. Trotz großer Bemühungen vermochte Doris nicht seine lieben Attacken abzuwehren. ......

 

Ihre Gefühle schlugen mit einem Mal Kapriolen, wobei sie die anderen aus der Clique kaum noch wahr nahm und sie ihre Augen nur noch auf Rüdiger richtete, der neben ihr stand und ihr sanft zulächelte. Doch dann wurde sie plötzlich von einer vertrauten Stimme, wenn auch nur ziemlich unverständlich, ins wahre Leben zurückgerufen.

   »Guten Abend, Frau Westermann«, lallte ihr Walter zu, der unbemerkt auf den Hocker neben ihr geklettert war. Wieder voll bei Sinnen setzte sich Doris auf und schaute zu ihm rüber, der sie frech angrinste. Mit verlegenem Blick versuchte sie ihn zu ignorieren, tat ihn als unwichtig ab und übersah großzügig seinen angetrunkenen Zustand.

  Anders Walter, der Interesse entwickelte für ihren Begleiter. Zutraulich beugte er sich zu ihr rüber. »Ist das Ihr Freund?«, hickste er.

  Gereizt rollte Doris ihre Augen. »Ich glaube kaum, dass Sie das etwas angeht«, konterte sie leise und blieb dabei höflich.

  Walter sah dies anders und glaubte seiner Chefin einen guten Rat geben zu müssen. »Lassen Sie die Finger von ihm weg«, riet er. Obwohl seine Sinne nicht mehr richtig arbeiteten, entwickelte er einen Hass gegen diesen Mann. Ihm missfiel Rüdigers unverfrorene Art, wie er hemmungslos seine Chefin an grabschte, niemand wagte das. Er tätschelte sie, als wäre es die normalste Sache der Welt.

  »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram«, gab Doris borstig zurück und musste all ihre Geduld aufbringen nicht ausfallend zu werden.

  Wieder rückte Walter an Doris heran. »Lassen Sie den Kerl laufen«, gackste er in ihr Ohr.

  Nun war aber genug. Hastig wandte sich Doris ihrem Kollegen zu. »Mischen Sie sich bitte nicht in mein Leben ein«, fuhr sie ihn an und wandte sich gleich wieder ab, um ihre Beherrschung nicht vollständig zu verlieren, während Rüdiger besorgt den Schlagabtausch verfolgte.

  »Kennst du den?«, erkundigte er sich.

  »Ja«, gab Doris zu und beruhigte sich mit einem tiefen Seufzer, »wir sind Nachbarn«, erklärte sie und verzichtete sicherheitshalber zu erwähnen, dass sie auch Kollegen waren. Und schon beugte sich Walter wieder zu seiner Chefin rüber, doch bevor er etwas sagen konnte, packte Rüdiger den Rüpel am Arm und zog ihn mit Leichtigkeit vom Hocker. .....

 

Erst gegen Morgengrauen fielen ihre Augen zu und sie kam zu ihrer wohlverdienten Ruhe. Doch nicht lange, da wurde sie von ihrer Türglocke jäh aus dem Schlaf gerissen. Erst versuchte sie dieses Geläute zu ignorieren, doch die störende Person erwies sich als sehr hartnäckig und so zog Doris ihren Bademantel über und marschierte zur Haustür, fest entschlossen, der Person eine reinzuhauen, hatte sie nicht wirklich einen triftigen Grund sie zu stören. Hastig riss sie die Tür auf und starrte auf eine Sporttasche, die ihr jemand vor Augen hielt. Bei genauerem Betrachten erkannte sie, es war ihre.

  »Hei!«, dröhnte ihr Bettinas Stimme entgegen, »störe ich?«, fragte sie mit Unterton und spähte vorsichtig durch die Diele ins Wohnzimmer, als vermute sie, ihre Freundin sei nicht alleine.

 Bettina schritt an ihr vorbei, stellte die Tasche in der Diele ab und marschierte in die Küche. »Hast du schon Kaffee gemacht?«

  »Nein, du hast mich gerade aus dem Bett geklingelt«, antwortete sie müde und wurde von einem erstaunten Blick erfasst.

  Bettina kannte ihre Freundin genau und wusste, dass sie zu den Frühaufstehern gehörte und auch Sonntags nie eine Ausnahme einlegte.

  »Ich habe schlecht geschlafen«, entschuldigte Doris ihre Nachlässigkeit und schlurfte zur Anrichte und bereitete den Kaffee zu.

  Bettina ließ sich gegen die Anrichte fallen. »Noch jemand hat schlecht geschlafen«, deutete sie an und klang ein wenig abfällig.

  »So?«, antwortete Doris gleichgültig.

  »Rüdiger«, nannte Bettina den Namen des Betroffenen, »er ist stinksauer auf dich.« Missbilligend verschränkte sie ihre Arme und forderte mit nachdrücklichem Blick eine Erklärung.

  Doris stutzte, konnte sich nicht erinnern, irgendeinen Fehler begangen zu haben. »Ich habe gar nichts gemacht«, erwiderte sie unschuldsvoll.

  »Außer, dass du mit diesem Verrückten abgehauen bist«, hielt Bettina ihr vor. Ein Verhalten, welches sie von ihrer Freundin nicht kannte. Es kam noch nie vor, dass Doris einfach mit einem Kerl abzog.

  »Ich bin nicht mit ihm abgehauen«, dementierte Doris angesäuert.

  »Ach Doris«, war Bettina verärgert, »mach mir nichts vor. Rüdiger ist dir gefolgt und hat gesehen wie du mit ihm in ein Taxi gestiegen bist.« .....

 

 Verständnislos und irritiert zugleich schaute Bettina ihre Freundin an. »Von Rüdiger willst du nichts wissen, und dann haust du mit diesem Irren ab.« Erregt gestikulierte sie mit ihren Händen. »Hast du dich auf Wechselbeziehungen umgestellt, um deinen Frust zu bekämpfen?«

  Empört rang Doris nach Luft. »Was hältst du eigentlich von mir?«

  Mit schief gelegtem Kopf betrachtete Bettina wortlos ihre Freundin.

  »Ich habe bloß eine Schlägerei verhindert«, erklärte Doris erregt, während sie ein paar Tassen aus dem Hängeschrank hervorholte und sie lieblos auf den Küchentresen knallte, der die Küche vom Essbereich trennte.

  »Ach«, stieß Bettina ungläubig aus.

  »Ja, ach«, entgegnete Doris sauer, »dieser Rüdiger ist ganz schön hitzig. Er hat doch wohl gemerkt, dass Larsen betrunken war.« .....

 »Und weiter?«, hakte Bettina nach.

  »Nichts weiter«, bagatellisierte Doris, »ich habe nichts mit ihm und ich will es auch nicht.«

  »Na schön, aber was soll ich jetzt Rüdiger sagen?«

  Ratlos zuckte Doris mit den Schultern und verfiel etwas in Trübsinn. »Ich will ihn nicht wieder sehen«, antwortete sie dann schweren Herzens. Zugegeben, sie fand ihn toll, aber sie wollte keine Beziehung, weder mit ihm, noch mit einem anderen.

  Bettina fasste ihre Freundin mitfühlend am Arm. »Mensch Doris, leg‘ endlich diese Phobie ab.«

  »Ich kann nicht,« jammerte Doris wehleidig, griff nach der Kaffeekanne und schenkte ein.

  Mitfühlend schaute Bettina ihre Freundin an. Sie spürte, wie Doris gegen ihre Ängste ankämpfte. »Rüdiger erinnert dich an Mark, stimmt‘s?«, tastete sie sich vorsichtig heran.

  »Ja«, musste Doris eingestehen, »und ich muss zugeben, ich wäre beinahe schwach geworden.«

  Bettina grinste. »Das ist doch schon einmal ein gutes Zeichen.«

  »Nein«, blieb sie hart, »ich will Rüdiger nicht wieder sehen.«

  »Ach Doris«, versuchte es Bettina erneut, »du musst dich endlich von Mark trennen.«

  »Ich habe mich von ihm getrennt, genau vor acht Jahren.«

  »Ja, getrennt, aber nie gelöst«, hielt Bettina ihr vor, »deswegen hat es auch mit Werner nicht geklappt, und seit seiner Trennung verschanzt du dich hinter Herrenbergs Firmenmauern und benutzt sie als deine Festung und spielst die Eiserne Lady.«

  Betrübt seufzte Doris auf und zog ratlos ihre Schultern hoch. »Ich kann meine Beziehungen nicht einfach so abschütteln.«

  »Du musst.« Bettina grübelte kurz und fand einen Vergleich. »Betrachte Mark als einen Blechschaden. Du hast zwar eine heftige Delle abgekriegt, aber du hast es überlebt und kannst immer noch aufrecht stehen, und Werner war doch nicht mehr als eine Schramme.« ......

 

Walter plagten an diesem Sonntag ganz andere Sorgen. Neben seinen Kopfschmerzen wurde er von Angst gepeinigt. Jeden Moment rechnete er mit seiner Nachbarin, die mit einem Kampfgeschwader vor der Tür aufwartete, um ihn an den Pranger zu stellen. Ihr Rachefeldzug wäre ohne Zweifel gerechtfertigt gewesen. Sein Auftreten ihr gegenüber empfand er nüchtern betrachtet selber als unmöglich.

 

Man, man, man Walter, was hast du nur angestellt, maßregelte er sich selber und fuhr sich grüblerisch durchs Haar. Dann kam ihm die Lösung. Bewusstseinsstörung. Selbst Verkehrssünder konnten ab einer gewissen Promillezahl darauf pochen. Das nötige schauspielerische Talent besaß er dazu, das hatte er sich im Laufe seiner Schulzeit angeeignet. Wenn er also vor Doris und dem Chef vorsprechen musste, spielte er einfach nur den Ahnungslosen und entschuldigte sich dann.

 

Wie vereinbart marschierte Doris freitags in Walters Büro, wo die Besprechung und die Ortsbegehung mit der Firma Hettlauf ihren Anfang nehmen sollte. Aufgeschreckt stießen sich zwei Körper voneinander ab, als Doris ohne Vorwarnung ins Büro platzte. Verlegen spielte Frau Koch an ihrem Maßband, welches sie stets um den Hals trug, während Walter beschämt zusammengesackt am Aktenschrank gelehnt stand und nach Luft rang.

  Verwundert schaute Doris ihre Angestellten abwechselnd an. »Soll ich später noch mal kommen?«, warf sie eine ironische Frage in den Raum, worauf Frau Koch ihren Rock zurecht zog.

  Walter ergriff sofort die Initiative. »Nein, bleiben Sie«, antwortete er hastig, »Frau Koch ist fertig«, sagte er nervös und schritt auf Doris zu und suchte in ihrer Nähe Schutz und Geborgenheit.

  »Fertig?«, konterte Doris und zog verdutzt ihre Augenbrauen hoch als sie eine entwürdigte Frau Koch ansah, der sie nicht erklären musste, dass Liebschaften in der Firma nicht geduldet wurden. In diesem Falle jedoch betrachtete Doris diese heikle Situation mit einem boshaften Schmunzeln. ...

 

 »Die Ärmste«, spöttelte Doris, »wenn sie nur von Ihrer Veranlagung wüsste«, fügte sie boshaft hinzu, um ihn zu verletzen.

  Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch schaute Walter seiner Chefin nach, wie sie an seinem Schreibtisch vorbei schritt bis ans Fenster und dort hinaus starrte. Bedacht grollte er leise, konnte aber mit einer Bemerkung nicht einhalten. »Sie glauben wohl allen Ernstes, ich bin schwul.«

  Ungerührt wandte sich Doris nach ihm um und grinste ihn hämisch an, was in Walter Hass aufkommen ließ, und er einen verteidigenden Satz nachlegte.

  »Ich suche mir meine Partnerinnen normalerweise selber aus«, versuchte er seine Erleichterung von eben zu erklären.

  Hier befand Doris, konnte sie das Gespräch anleiern, ihn auf seinen Patzer anzusprechen, wobei sie ihn herabwürdigend ansah. »Ach ja? Dann bin ich ja richtig froh, dass Sie mich in Ihre engere Wahl gezogen haben«, spielte sie auf den Samstagabend an und wandte sich wieder ab.

  Ihre Bemerkung trieb Walters Frust voran und verleitete ihn zu einer unüberlegten Bemerkung. »Sie hätten das Angebot annehmen sollen, dann hätten Sie mal einen richtigen Kerl gespürt.«

  Ach sieh an, dachte Doris. »Sie erinnern sich also«, sagte sie ihm auf den Kopf zu, was Walter zurückscheuen ließ, »dann brauche ich ja nicht ins Detail zu gehen.« ......

 Plötzlich klopfte es an der Tür.

  »Ja bitte!«, rief Walter unwirsch.

  Die Tür sprang auf und ein junger Mann stand im Rahmen, der sein anfängliches Lächeln sogleich einfror, als er Walter erblickte.

  »Guten Morgen«, brachte der junge Kerl nach wenigen Sekunden hervor, während Walter nicht einmal ein »Hallo« über seine Lippen brachte. Versteinert blieben seine Blicke an dem Mann hängen, der wie ein Hüne im Raum stand.

  Doris hingegen wirbelte hastig herum und krallte sich an dem Ärmel ihres Kollegen fest, um nicht aus den Schuhen zu kippen, blieb dann ebenfalls erstarrt stehen, fand aber als erstes die Worte wieder. »Rüdiger?«, stieß sie erstaunt aus.

 

Herrenberg reagiert wütend

 

 »Was ist das für ein Gerede?«, brüllte Herrenberg Doris entgegen.

  Eingeschüchtert stockte ihr der Atem, was Herrenberg gleich nutzte sie weiter zu traktieren.

  »Was läuft da zwischen Ihnen und diesem Wenders?«

  Von Ungerechtigkeit getrieben konterte Doris. »Nichts«, schmetterte sie seinen Vorwurf ab.

  »Ach!«, wütete er weiter, »dann waren Sie also nicht mit ihm aus?«

  »Doch«, entgegnete Doris geständig, »ich habe ihn zufällig beim Bowlen kennen gelernt.« Sie warf Walter einen besorgten Blick zu, der ihn ebenbürtig erwiderte. Hoffentlich wusste Herrenberg nichts von seiner rüden Attacke gegen Doris und Rüdiger.

  Herrenberg grunzte abfällig. »Kennen gelernt? Sie haben mit ihm rumgemacht!«, hielt er ihr vor.

  Pikiert schnappte Doris nach Luft. »Das stimmt nicht«, stritt sie ab.

  »Es gibt genug Leute, die Sie gesehen haben«, fuhr er fort und konnte nur unter Zwang seine Beherrschung bewahren. Er atmete tief durch und fand ein wenig Beruhigung. »Sie wissen, ich schätze es nicht, wenn jemand mit Geschäftspartnern anbändelt, um einen guten Abschluss zu erzielen.« Er schaute seine Sekretärin mahnend an. »Werden Sie mir nicht zur Wiederholungstäterin. Ihr Auftritt in Düsseldorf hat mir gereicht.«

 

Besuch von Nichte Corinna

 

Zur gewohnten Zeit trafen Doris und Corinna zum sonntäglichen Essen bei ihren Eltern ein. Paul saß im Wintergarten, sein Gesicht hinter dem Käseblatt verborgen, um sich vor den vorlauten Attacken seiner Enkelin zu schützen, und so half Corinna ihrer Oma, gemeinsam mit Doris den Tisch im Esszimmer einzudecken.

  »Was habt ihr gestern noch unternommen?«, fragte Gerda so daher, nicht, dass es sie wirklich interessierte, rein um Interesse zu zeigen.

  »Nichts besonderes«, erklärte Corinna und warf lässig aus der Hüfte heraus die Servietten auf den Tisch, »Doris hat mit irgend so einem Typ rumgeknutscht.«

  Entsetzt ließ Gerda das Besteck fallen. »Der aus dem Park?«, hakte sie forschend nach.

  Angespannt hielt Doris die Luft an.

  »Nöö, irgend so ein anderer«, plapperte Corinna unbekümmert aus, worauf Doris mit einem todesverachtenden Blick ihrer Mutter bestraft wurde, den Doris grollend an Corinna weitergab.

  »Ich glaube, du gehst heute zu Fuß zum Bahnhof«, drohte sie ihrer verräterischen Nichte an.

 

Zur selben Zeit saß Walter niedergebeugt über seinem Tisch zusammengesackt, vor sich liegend seinen Arbeitsvertrag, der ihm aufzeigte, dass er nicht nur an Doris' Strippen hing, sondern auch eine Schlinge um den Hals trug, die ihm nun deutlich die Luft abschnürte. Ärger stieg in ihm hoch, dass er sich durch seine dumme Beleidigung übertölpeln ließ. Durch seine anderen Patzer würde er nun die Hölle auf Erden erleben. Plötzlich wurde er von einer Person aufgeschreckt, die unangemeldet in sein Büro platzte und die Tür heftig wieder zuwarf.

 »Hat man dir ins Gehirn geschissen?«, schmetterte ihm Karin entgegen. ....

 

 

Verbandsgemeindebürgermeister Herbereit hatte zu seinem 55. Geburtstag zu einem Umtrunk ins Bürgermeisteramt eingeladen. Herrenberg nahm die Einladung sehr ernst.

 

Wie immer stand auch dieser Empfang einem gewissen Motto zu Grunde, worauf Herbereit großen Wert legte, dass es eingehalten wurde. Bisher hielt sich Doris nie daran, aber bedingt durch die bevorstehenden Grundstücks-verhandlungen, hielt sie für angebracht, eine Ausnahme einzulegen. .....

 

Bravourös führte Walter seine Chefin über das Parkett und verstand es hervorragend seine Hände unter Kontrolle zu halten, wobei er wünschte, sie hätte ihren Blazer anbehalten.

Plötzlich nahm Doris einen guten alten Freund der Familie wahr, der ungewohnter weise auch auf der Tanzfläche mit einer Dame seine Runden drehte, von der Doris glaubte, sie zu kennen. Sie zog sich etwas an ihrem Tanzpartner heran. »Kann es sein, dass Ihre Mutter hier ist?«

  Aufgerüttelt zuckte Walter zusammen und blickte suchend umher. Doris drehte ihn in die richtige Position und deutete mit ihren Blicken auf ein tanzendes Paar.

  Walter klaffte die Kinnlade herunter. »Ja«, stellte er erschüttert fest und wankte von da ab nur noch auf der Stelle hin und her, »mit diesem Kerl aus dem Park«, presste er hervor. Auch erkannte er seine Mutter kaum wieder, die sich im eleganten Kleid präsentierte, dazu Pumps mit Absatz. Auch ihre Haare zeigten sich ungewohnt gestylt und sie trug ihre Brille.

  Freudig überrascht strahlte Doris ihren verstörten Kollegen an. »Ach, Sie kennen Dr. Albert?«

  Nachdenklich kniff Walter seine Augen zusammen ohne seine Blicke von seiner Mutter zu nehmen. »Ich bin ihm nur kurz begegnet«, erklärte er, »Dr. Albert, sagten Sie?«

  Doris nickte. »Dr. Theo Albert.«

  »Der Mann ist Arzt?«, hakte Walter nach, seine Blicke immer noch auf Theo und Mutter gerichtet.

  »Nein, Rechtsanwalt«, antwortete Doris und beobachtete das Paar, das wie zu einer Einheit verschmolzen tanzte.

  »Sie kennen den Mann näher?«, forschte Walter weiter nach. Er musste unbedingt mehr über diesen veralteten Casanova in Erfahrung bringen und erfuhr mehr, als ihm lieb war.

  »Ja, sehr gut sogar, er ist mit meiner Familie eng befreundet.«

 

Aufgerüttelt durch die Gefahr, die plötzlich von diesem Mann ausging, stellte Walter seine Bewegungen gänzlich ein. Eng befreundet, hallte ihm dabei durch den Kopf. Eine Katastrophe bahnte sich da an. Durch Mutters Bekannten, drohte seine und Karins Tarnung aufzufliegen. Ihm musste schnellstmöglich gelingen mit seiner Mutter ein Gespräch zu führen, um sie zu warnen, bevor sie durch ihre Unwissenheit etwas Verräterisches äußerte.

 

 

 

 

 

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BoD- Verlag Norderstedt

 

ISBN: 9783752831283

 

Seiten: 264 Preis: 9,90 €